15/05/2013 - 18/05/2013
Skate ‘n Smile
332 EisläuferInnen aus 23 Nationen versammelten sich vier Tage in Oberstdorf zur neunten Ausgabe des ISU Adult Figure Skating Competition, sozusagen der „Seniorenausgabe“ der Weltmeisterschaften. Angetreten wird in den Disziplinen Freeskate, Artistic, Paarlauf, Eistanz und Synchroneislaufen. Die Disziplinen sind – bei ausreichend Teilnehmenden – in Altersgruppen unterteilt, damit nicht die 28-jährige gegen die 70-jährige antritt.
Opening Ceremony
Opening Ceremony – Berliner EisläuferInnen
Lang – länger – am längsten
Die Veranstaltung wächst seit dem ersten Mal im Jahr 2005 kontinuierlich, so dass in diesem Jahr die Siegerehrungen jeweils erst nach Mitternacht beendet waren. Dabei wurde nicht nur das Durchhaltevermögen des Organisationsteams, sondern auch der hard-core-fans stark beansprucht. Zur Jubiläumsausgabe N°10 im kommenden Jahr wird daher voraussichtlich die Dauer der Veranstaltung auf mehr Tage ausgedehnt.
Weit – weiter – am weitesten
Als Einheimische ist es toll zu sehen, welche Reisewege Menschen aus Neuseeland, Australien, Kanada, Mexiko, Russland oder Japan auf sich nehmen. Erstmalig war dieses Jahr auch eine Hawaiianerin dabei. Dafür gibt es den long-trip-award!
Hoch – höher – am höchsten
Zum wiederholten Mal war auch in 2013 wieder die ehemalige Weltmeisterin Midori Ito dabei. Genau, die Frau, die 1989 den ersten dreifachen Axel sprang. Auch heute noch springt sie einen sensationellen Doppelaxel, der ungefähr so hoch wie Midori groß ist. Dank des japanischen Neu-Berliners Makoto in unseren Reihen klappte auch die Kommunikation mit dem japanischen Team wunderbar. Von allen wird hervorgehoben, wie nahbar und herzlich Midori trotz ihres „Promi-Status“ ist.
Midori in action
Sweet – sweeter - TOSSIES
In jedem Jahr wieder begeistern nicht nur die kanadischen LäuferInnen und Fans mit ihren kreativen Mitbringseln, die den LäuferInnen aufs Eis geworfen werden. Neben den offiziellen Eislaufwettbewerben entwickelt sich jenseits der Bande ein Wettbewerb der tollsten „tossies“ und der ausdauerndsten Fans.
tossies aus aller Welt
Gold – Silber – Bronze
Mit dabei in Oberstdorf waren auch 56 deutsche Eisläuferinnen und Eisläufer, davon 17 StarterInnen plus Synchro Team aus Berlin. In den insgesamt 54 Wettbewerben konnten die BerlinerInnen neun Medaillen gewinnen:
- Birgit und Joachim waren mit ihrem Eistanzprogramm wieder ein Augenschmaus (Gold, Masters (Elite) Freedance).
- Georg entlockte mit seiner außergewöhnlichen CanCan-Interpretation sogar dem strengen Preisgericht ein herzhaftes Lachen (Gold, Masters Men II Freeskate).
- Felix überzeugte in seinem „höfischen“ Artisticprogramm mit tollem Ausdruck (Silber, Silver Men II Artistic).
- Bettina durfte neben Midori auf dem Podium stehen (zweimal Silber, Masters Masters (Elite) Ladies II Freeskate + Masters Ladies I+II Artistic).
- Jacqueline hat einen wiederholten Sieg in ihrer Gruppe nur knapp verfehlt (Silber, Bronze Ladies II).
- Isa hat dieses Jahr ihre Nerven behalten (Bronze, Silver Ladies II Freeskate).
- Simone hat mit tollem Programm überzeugt (Bronze, Bronze Ladies III Freeskate).
- Claudia hatte in ihrer Gruppe den höchsten technischen Wert (Bronze, Silver Ladies I Freeskate).
Kiss & Cry – Birgit, Bettina, Georg
Podium - Silver Ladies I
Robert ist mit gefühlvollem Programm nur knapp an einer Medaille vorbei. Mit Partnerin Claudia wäre im Paarlaufen bei optimalem Programm gewiss mehr drin gewesen (sechster Platz Adult Pairs). Christine ist über ihren fünften Platz bei Artistic aus dem Häuschen. Ebenso Anke, die mit einfachen eisläuferischen Mitteln toll unterhalten hat (achter Platz Bronze Ladies II Artistic). Birgit R., die bereits beim ersten ISU Adult Competition im Jahre 2005 dabei war, ging wieder mit Doppelstart ins Rennen und wagte sich beim Freeskate in die Kategorie Silber.
Einen tollen Einstand hatten Oberstdorf-Newbies Ira, Nadine, Bianca und Makoto.
Bronze Ladies IV Artistic - Christine
Unser Berliner SYS Adult Team hat bereits zum dritten Mal in Oberstdorf teilgenommen und konnte einen klasse vierten Platz unter sieben Teams aus fünf Nationen (Australien, Ungarn, Tschechien, Schweiz und Deutschland) erreichen. Da krankheitsbedingt kurzfristig eine Läuferin ausgefallen ist, ist die neue punktemäßige Bestleistung für das ausdrucksstarke Programm zur Musik von Hurts umso bemerkenswerter.
Team Berlin Adult (BTSC)
Paula-Smart-Award
Der Paula-Smart-Award, der seit drei Jahren für das beste Artisticprogramm vergeben wird, ging in diesem Jahr völlig zurecht an den Briten Stuart Bell. Er bot einen unprätentiösen eisläuferischen Leckerbissen. Schlicht, (nicht) einfach und gut.
Warm – wärmer – am wärmsten
So kalt es in Oberstdorf im Mai gerne mal sein kann, so warm ist doch die Atmosphäre unter allen Teilnehmenden. Das „Hallo“ bei der Welcome Party ist lautstark. Alle freuen sich, alte Bekannte und neue Gesichter von Nah und Fern zu treffen.
Die gegenseitige Unterstützung und der Zuspruch untereinander – unabhängig vom eisläuferischen Level – sind das, was das Eislaufen von Erwachsenen vom Hochleistungssport unterscheidet. Und das ist großartig. Klar, werden die Wettkämpfe ernst genommen und die Aufregung ist auch bei uns groß. Dennoch werden alle mit ihren Leistungen gewürdigt. Mich berühren regelmäßig die unteren Level und höheren Altersgruppen am meisten, da hier Begeisterung „pur“ am stärksten für das Eislaufen zu spüren ist. Wir wollen keine Weltbestleistung erringen, sondern unser persönliches Bestes. Angesichts von körperlichen Malessen, die im Laufe der Jahre kommen und dem beruflichen Alltag, den die meisten von uns haben, sind die Ziele sehr individuell.
Fanmeile – Nadine, Ira
Hier beispielhaft einige Kommentare von Teilnehmenden:
Ira (BTSC)
Da ich zum ersten Mal in Oberstdorf teilgenommen habe, hat mich sehr bewegt, mit wie viel Liebe, Kreativität und Selbstbewusstsein die Teilnehmer ihre Programme aufs Eis bringen und dass Perfektion im Laufen nicht immer entscheidend dafür ist, ob bei einem Programm der Funke aufs Publikum überspringt - sie hilft natürlich ;-). Mit Läufern aus der ganzen Welt Kontakt zu schließen und die gleiche Leidenschaft zu teilen, bekannte Eisstars zu treffen, sei es Läufer oder Trainer, war für mich sehr emotional.
Isa (BTSC)
Am meisten berührt hat mich der tolle Zuspruch bei den Wettkämpfen. Ich hatte das Gefühl, durch den Jubel aus unseren Reihen Kraft und Unterstützung zu erfahren. Es war eine tolle Woche mit vielen schönen Erlebnissen und Treffen.
Bianca (SCC)
Nachhaltig beeindruckt hat mich das warmherzige und motivierende Publikum. Ein besonderer Dank geht an den „Berliner/Kölner/Schweizer“ Fanblock für die lautstarke und hilfreiche Unterstützung :-), sowie an die australischen Schokoladen-Werfer. Ich habe Zuschauer vor lauter Bewegtheit nach Küren weinen sehen und die Erinnerung daran beschert mir heute noch eine Gänsehaut.
Georg (BSV 92)
Das Tolle ist ja, das man realisiert, wie vielen Menschen man Freude bereiten kann, wenn man eisläuft. Den Zuschauern etwas geben und "Wurfgeschosse" zurück zu bekommen, ist grandios. Toll fand ich zudem die erwachsenen flower girls and boys (Pat & David).
Christine (SCB)
Oberstdorf war interessant, vielseitig, schöne Vorträge. In Erinnerung ist mir Bettinas Artistic Programm geblieben. Ich freu mich über meinen 5. Platz und danke allen, die sich mit mir gefreut haben.
Simone (SCB)
Ich finde die internationale Atmosphäre prickelnd und die tolle Organisation verbunden mit der professionellen Bewertung der Darbietungen aller Leistungsniveaus. Das ist für mich das Schönste dieses Wettbewerbs. Es macht immer wieder Spaß, den weiten Weg nach Oberstdorf auf sich zu nehmen, um dieses wunderbare Erlebnis und die vielen angenehmen Eisstunden im Practice Rink als kleines Trainingslager oder aktiven Urlaub zu genießen.
Makoto (BSV 92)
Das Publikum in Oberstdorf hat mir beim Wettkampf sehr geholfen, da es mich sehr nett angefeuert und ermutigt hat, obwohl ich mehrere Fehler gemacht habe. Deswegen konnte ich meinen Auftritt sehr genießen!
Jacqueline (SCB)
Am meisten beeindruckt bin ich in jedem Jahr wieder, wie gut dieser Wettkampf doch durchorganisiert ist, ich fahre nun seit drei Jahren nach Oberstdorf. Die Teilnehmerzahl steigt stetig und ich habe noch an keiner Stelle erlebt, dass es zu irgendwelchen Patzern kam.
Natürlich war auch die Kür von Midori Ito ein Erlebnis mit Gänsehaut, gefolgt von den Küren von Georg und Bettina.
Insgesamt finde ich es bemerkenswert wie viele Sportler sich an dem Wettbewerb beteiligen und von wo diese auch noch angereist kommen, alle Achtung vor den gesamten Leistungen, die dort von jedem Einzelnen geboten wurden.
Anke (BTSC)
Am meisten bewegt hat mich meine erste Platzierung in den Top Ten mit neuem Personal Best bei Artistic. Ich habe mich über das fehlerfreie Programm gefreut und hatte viel Spass beim Laufen. Es war nur schade, dass dieser Wettkampf vor wenigen Zusehenden stattfand, aber die, die da waren, haben mich zu meiner Freude sehr unterstützt.
Birgit (BTSC)
Wie oft kommt es vor, dass man beim Eislaufen auf der Zuschauertribüne vor lauter Lachen Tränen in den Augen hat? Hana Connor ging es so bei dem Programm von Axel Rinaldi.
Nicht alle haben den perfekten Körper und das perfekte Alter zum Eislaufen. Wenn dann wie bei den Herren V (Altersgruppe ab 68J.) und auf den hinteren Plätzen im Paarlaufen Programme gezeigt werden, die beim Publikum ebensolche Begeisterungsstürme auslösen wie bei Starter/innen mit Leistungssport-Hintergrund, bekomme ich jetzt noch Gänsehaut.
Felix (BTSC)
Also mich hat am meisten unser Zusammenhalt untereinander bewegt. Jeder war zeitig zur Kür des anderen (sofern möglich bei den parallel laufenden Trainingszeiten) da und hat lauthals unterstützt. Dann haben mich die vielen kleinen Gaben, die aufs Eis geworfen wurden gerührt. Bei einigen „Wurf-Geschenken“ waren wirklich kreative und persönliche Ideen dahinter. Alle Auftritte waren einmalig. Am meisten hat mich diesmal Isa beeindruckt, die ihre Kür so schön ruhig und elegant gelaufen ist. Da hatte ich richtig Gänsehaut und es war ein Überraschungsmoment. Auch die starke Verbesserung bei Christine und Anke (Artistic) im Laufen und der Platzierung hat mich sehr gefreut.
Anne (Trainerin)
Bis zu diesem Wettkampf dachte ich immer, die Breitensportler müssen viel von den Leistungssportlern lernen, aber das stimmt nicht, es ist genau anderes herum! Die Kunst, die Freude am Sport und die Leidenschaft sowie das Miteinander habe ich noch in keinem anderen Wettbewerb so erlebt. Auch wenn es mein erster Oberstdorf "Auftritt" in diesem Rahmen war, hatte ich das Gefühl, Teil einer Deutschen Mannschaft zu sein. Danke, es war sehr schön.
Nach Oberstdorf ist vor Oberstdorf
In sieben Jahren Oberstdorf habe ich es immer noch nicht geschafft, aufs Nebelhorn zu fahren. Also wird es nichts mit einer Oberstdorf-Pause, sondern auch nächstes Jahr werde ich wieder „Hi...“ sagen und hoffen, dass die Nebelhornbahn zwischen dem 25. Mai und 1. Juni 2014 geöffnet ist. Und wenn nicht, naja, es gibt ja genug in der Halle zu schauen...
Bettina Keil (BSV 92)